Von Schirmen und Schatten
16.08.2025 / Pfarrerin Cornelia Stock, Evangelische Kirchengemeinde Weilburg
Wo haben Sie die letzte Woche verbracht? Im Pool oder doch im Büro, im kühlen Keller oder am Badesee? Der Sommer hat noch einmal richtig aufgedreht. So, als wollte er sich bei allen Schulkindern entschuldigen und die durchwachsenen Ferienwochen vorher wettmachen. Ich war froh, wenn ich im Schatten sein konnte.
An solchen Tagen fällt mir ein Urlaub vor Jahren in Israel ein. Dort haben wir auch einen Abstecher in die Wüste gemacht. Morgens früh gingen wir nach draußen und um halb neun hatte ich schon Sonnenbrand – im Herbst. Ich hatte die Sonne völlig unterschätzt.
Schattenspender sind so wichtig. Das ist in Israel noch viel deutlicher spürbar als hier. Schatten rettet Leben. So kam man in den heißen Regionen der Welt früh schon auf die Idee, Sonnenschirme zu bauen. Ein altes persisches Relief zeigt König Xerxes I. aus dem 6 Jh. v. Chr. unter einem Sonnenschirm. Oft gehörte der Sonnenschirm sogar zu den hoheitlichen Insignien. Ein Sonnenschirm war eine Kostbarkeit, die von einer Generation an die nächste weitergegeben wurde. Diese Sonnenschirme hatten dabei wenig Ähnlichkeit mit dem, was wir von Terrassen oder Biergärten kennen. Die sahen eher aus wie unsere Regenschirme: leicht zu tragen, mit einer dünnen Bespannung.
Solch ein antiker Sonnenschirm hat sogar seinen Weg in die Bibel gefunden. In Psalm 91 heißt es: „Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt und unter dem Schatten des Allmächtigen bleibt, der spricht zu dem HERRN: Meine Zuversicht und meine Burg, mein Gott, auf den ich hoffe.“
Denn der Schirm ändert zwar nichts am Wetter. Die Sonne ist ja trotzdem da und der Regen auch. Aber der Schirm schützt mich vor den Auswirkungen des Wetters. Er sorgt dafür, dass es mir trotz des Wetters gut geht.
So erinnert der Sonnenschirm den Psalmbeter an Gott: Denn wer sich an Gott orientiert und liebevoll mit seinen Mitmenschen umgeht, der hat es leichter, so wie ein Mensch, der Schutz und Schirm vor der Sonnenglut findet.
Ich mag dieses Bild. Die Verbindung zu Gott ist für mich der wichtigste Schattenspender. Und wenn ich nachsichtig und freundlich mit anderen umgehe, dann geht es mir selbst auch gleich besser. Das erspart mir nicht jedes Unwetter, aber ich bin dem nicht schutzlos ausgeliefert: Ich kann mich an Gott wenden. Das ist, wie bei Hitze Schatten finden. In solchem Schatten fühle ich mich das ganze Jahr über wohl. Sie auch?
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