Evangelisches Dekanat an der Lahn

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    Regisseurin Julia Beerhold zu Gast bei „Kirche im Kino“ – Nachgespräch mit persönlichen Erfahrungen und offenem Austausch

    „Wenn Liebe wehtut“: Dokumentarfilm Hinter guten Türen bewegt Publikum im Cineplex Limburg

    Julia Beerhold Foto: Kristin Schnell

    Mit großer Offenheit und spürbarer Anteilnahme begegneten sich am vergangenen Sonntag rund 80 Besucherinnen und Besucher im Cineplex Limburg bei der Vorführung des Dokumentarfilms Hinter guten Türen – gezeigt im Rahmen der Reihe „Kirche im Kino“. Die Besonderheit: Erstmals war eine Regisseurin persönlich anwesend. Julia Beerhold, die für die Veranstaltung aus Köln angereist war, stellte sich nach dem Film gemeinsam mit Pfarrer Joachim Naurath den Fragen und Rückmeldungen des Publikums.

    Der Film ist ein zutiefst persönliches Werk. Darin erzählt Julia Beerhold von ihrer eigenen Kindheit – geprägt von einem tiefen Widerspruch zwischen Fürsorge und Gewalt. „Die Gewalt war so krass – aber auch die Fürsorge“, so Beerhold im Film. „Das war ja gerade das Schwierige. Wenn Eltern nur brutal sind, ist das schlimm. Aber irgendwie stringent. Bei meinen Eltern waren beide Seiten stark ausgeprägt.“

    Im anschließenden Nachgespräch wurde deutlich, wie sehr diese widersprüchlichen Erfahrungen das Publikum berührten. Die Besuchenden äußerten sich bewegt und teilten sogar eigene Erlebnisse. "Dieser Film wird nachwirken - über das Nachgespräch im Kino hinaus. Viele fragen sich: Wie geht man mit den eigenen Kindheitserfahrungen um? Was können wir tun, damit Kinder heute und in Zukunft besser geschützt sind?", sagt Pfarrer Joachim Naurath, der das Gespräch moderierte.

    Auch die Gespräche im Film zwischen Beerhold und ihrer Mutter hinterließen Eindruck. „Sie wusste zwar nicht wirklich, was ich kritisierte, aber ich hatte den Eindruck, dass sie es zumindest versuchte“, so die Filmemacherin. „Und ich glaube, sie wollte mir mit dem Film auch etwas schenken.“

    Dass die Veranstaltung am Muttertag stattfand, verlieh dem Thema zusätzliche emotionale Tiefe. Für Beerhold war das kein Zufall, sondern ein bewusst gewählter Rahmen: „Die emotionale Aufladung dieses Tages, plus die Überhöhung von ‚Mutterschaft‘ in unserer Gesellschaft – was für ein Spannungsfeld. Ich werde meiner Mutter an diesem Tag innerlich danken, dass sie mir das Leben und so viel mehr geschenkt hat – und mich gleichzeitig dafür einsetzen, dass Gewalt gegen Kinder geächtet und geahndet wird.“

    Der Film sei keine leichte Kost, betonte Beerhold, aber ein notwendiger Beitrag zum gesellschaftlichen Diskurs: „Natürlich war da erst mal Scham“, so die Regisseurin. „Aber wenn wir nicht über Gewalt in ‚ganz normalen Familien‘ sprechen, wird sie bleiben. Gerade weil wir uns schämen.“

    Begleitet wurde die Veranstaltung von zwei erfahrenen Fachfrauen, die als Ansprechpartnerinnen vor Ort waren: Sabine Ungeheuer, Sozialpädagogin der Regionalen Diakonie Limburg/Weilburg, und Helga Martin vom Verein Gegen unseren Willen e.V.. Beide stehen beruflich und persönlich für langjährige Erfahrung in der Beratung, Prävention und therapeutischen Begleitung im Kontext häuslicher und sexualisierter Gewalt. Während und nach der Vorführung standen sie für Gespräche mit Besucherinnen und Besuchern zur Verfügung und machten auf vorhandene Unterstützungsangebote im Landkreis aufmerksam.

    Für das Veranstaltungsformat „Kirche im Kino“ war die Vorführung von Hinter guten Türen eine Premiere – nicht nur inhaltlich, sondern auch personell. „Noch nie zuvor war eine Regisseurin zu Gast“, so Pfarrer Naurath. „Dass Julia Beerhold ihre Geschichte mit uns geteilt und sich den Fragen des Publikums gestellt hat, war ein eine wertvolle Erfahrung.“

    Die Reihe „Kirche im Kino“, eine Kooperation des Evangelischen Dekanats an der Lahn mit dem Cineplex Limburg, bringt seit Jahren gesellschaftlich relevante Themen auf die Leinwand – immer verbunden mit Raum für Austausch und Nachdenken. Die Veranstaltung am Sonntag hat auf eindrucksvolle Weise gezeigt, wie Kino, Kirche und Lebensrealität zusammenfinden können.

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