Evangelisches Dekanat an der Lahn

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    Gesellschaftliche Verantwortung

    E-Auto löst Diskussionen aus

    Peter WagnerClaudia Gierke-Heinrich, stellvertretende Dekanin und Joachim Naurath, Gesellschaftliche Verantwortung beim Erfahrungsaustausch an der Ladestation.

    Drei Wochen lang hatte das Evangelische Dekanat Runkel die Gelegenheit, einen Renault Zoe, also ein Elektroauto der Kleinwagenklasse, zu fahren und zu testen. So viel vorweg: Ein kleines Auto sorgte für viel Aufmerksamkeit, Interesse und Diskussionen. Organisiert hat es Joachim Naurath, Profilstelleninhaber für Gesellschaftliche Verantwortung im Dekanat. Möglich ist dies über den Kirchenshop der HKD, der Handelsgesellschaft für Kirche und Diakonie mit Sitz in Kiel.

    Peter WagnerMacht Spaß und lieferte viel Gesprächsstoff: Der Renault Zoe, den das Dekanat für drei Wochen zur Verfügung hatte.

    Das Auto an sich ist auch heute noch ein Gegenstand, über den sich leidenschaftlich streiten lässt, von Hassern bis Anbetern ist alles vertreten. Keine einfache Ausgangsbasis also, wenn über die Mobilität im Allgemeinen, das Auto als Statussymbol, die fortschrittliche Technik unter der Haube und die Folgen für die Umwelt diskutiert werden soll. Darum der Reihe nach: Der kleine Renault wurde allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Dekanat zum Probefahren angeboten, ebenso auf dem Begegnungsfest in Runkel am 18.8., was auch vielfach mit großem Interesse angenommen wurde. Tatsächlich hatten die wenigsten bisher praktische Erfahrungen mit einem Elektroauto, aber beim Aussteigen hatten doch einige ein Lächeln auf dem Gesicht. „Wie war’s?“ war denn auch die am häufigsten gestellte Frage. Was die Bedienung betrifft, so hat man sich sehr schnell gewöhnt an das Automatik-Feeling, den flotten Abzug an der Ampel und das Fehlen eines Motorgeräuschs. Keine Frage, das elektrische Fahren macht Spaß.

    Ist das E-Auto die Lösung aller Probleme?

    Doch Fahrspaß ist nicht der Grund, eine andere Technologie einzusetzen. Die Frage ist eher, ob das Elektroauto die Lösung unserer Verkehrsprobleme bedeutet. Von „neuer Technologie“ ist hier übrigens nicht die Rede, denn Elektromobilität war vor rund 100 Jahren durchaus schon im Einsatz, besonders in den USA. Erst als in den 1920er-Jahren der Ölpreis deutlich günstiger wurde, konnte der Verbrennungsmotor seinen Siegeszug antreten.

    Hauptargument für die E-Mobilität ist das emissionsfreie Fahren, das vor allem in Städten für bessere Luft sorgen soll. Doch da kommen bereits die Gegenargumente: Wenn alle herkömmlichen Autos nur eins zu eins ersetzt werden durch Elektroautos, ist überhaupt nichts gewonnen, die Städte sind hinterher genauso verstopft wie jetzt schon. Es wird zu wenig darüber diskutiert, geschweige denn geplant, wie fortschrittliche Verkehrskonzepte aussehen könnten, wie der öffentliche Nahverkehr ausgebaut und billiger gestaltet sein müsste. Der grenzenlose Individualverkehr ist also ein Problem.

    Das nächste ist die Herstellung und Entsorgung der Batterien. Bereits die Gewinnung der Rohstoffe ist intransparent und in hohem Maße umweltschädlich, auch von Kinderarbeit ist hier die Rede. Die Haltbarkeit einer Batterie ist begrenzt und abhängig von deren Einsatz, schnelles Laden und Tiefentladung verkürzen die Lebensdauer, derzeit geht man von einer durchschnittlichen Lebensdauer von fünf bis sieben Jahren aus. Natürlich kann die Batterie dann gewechselt werden, was jedoch einen größeren finanziellen Aufwand bedeutet. Die Herstellung mag bei den derzeitigen Stückzahlen noch überschaubar sein, sollte aber eines Tages die Nachfrage nach Elektroautos deutlich steigen, die Stückzahlen sich in Millionenhöhe befinden, dann werden Produktion und Entsorgung mit Sicherheit die nächsten Mammutaufgaben sein, die zu lösen sind. Was den Feinstaub betrifft, der kommt zwar nicht mehr aus dem Auspuff, aber Bremsen- und Reifenabrieb sind nach wie vor vorhanden. Und wenn der Ladestrom nicht aus erneuerbaren Quellen stammt, sondern vielleicht sogar aus Braunkohle gewonnen wurde, ist das Problem der Luftverschmutzung nur verlagert.

    Nächster Kritikpunkt: Der Preis. Müssen Elektrofahrzeuge so teuer sein, dass sich nur einige wenige diese leisten können? Auch hier gibt es unterschiedliche Ansätze: Manche Hersteller verkaufen nur das Auto ohne Batterien, diese können dann zu einem festgelegten monatlichen Betrag gemietet werden und werden zu gegebener Zeit ausgetauscht. Mit der sogenannten Umweltprämie der Bundesregierung reduziert sich dann der Preis, so dass man langsam in „normale“ Preisregionen kommt. Doch wie steht es mit Aufladen und Reichweite? Ebenfalls ein viel diskutiertes Thema. Im Dekanat hatten wir die Erfahrung gemacht, dass eine angegebene Reichweite von knapp 300 km in etwa der Realität entsprach. Die meisten Fahrten waren im Umkreis von maximal 30 km, einige Male wurde das Auto auch von Limburg nach Mainz und wieder zurück bewegt – ohne Aufladen dazwischen. Das Laden selbst ist im Prinzip einfach, wir hatten eine Ladekarte der EVL (Energie Versorgung Limburg) mit einem kWh-Preis von ca. 0,25 €, was bei einem Verbrauch von 14 kWh auf 100 km einem Preis von ca. € 3,50 entspricht. Das Laden selbst dauerte zwischen drei und vier Stunden.

    Besuch bei Kollegen in Laubuseschbach mit dem E-Auto: Auch hier ist das Interesse am Fahrzeug vorhanden, doch auf dem Land, wie man hier sagt, ist manches anders als in der verwöhnten Stadt: Funklöcher, langsames Internet und ein kaum vorhandener Öffentlicher Nahverkehr. Auf das Auto – und zwar egal, mit welchem Antrieb – ist man hier existenziell angewiesen. Und plötzlich spielt die schnelle Verfügbarkeit von Treibstoff eine wichtige Rolle. Das führt zum nächsten Thema: Ist das Laden der Batterien an einer Säule wirklich der Weisheit letzter Schluss? Es gibt doch schon Fahrzeuge mit Brennstoffzelle, bei denen im Prinzip der Strom mit Hilfe von Wasserstoff in einem Fusionsprozess selbst unter der Haube hergestellt wird. Die ersten Modelle gibt es schon (nicht aus Deutschland, sondern aus Japan und Korea), zu Preisen jenseits der 70.000 Euro-Marke, doch das notwendige Wasserstoff-Tankstellennetz ist noch recht dünn. Aber getankt werden kann in drei Minuten, die Reichweite ist vergleichbar mit einem Verbrenner und dem Auspuff entströmt reiner Wasserdampf.

    Und wieder lautet die Frage: Muss denn jeder Mensch sein eigenes Auto haben? Intelligente und zukunftsweisende Konzepte fehlen, solange Mobilität ausschließlich mit Individualverkehr gleichgesetzt wird. Stärkung der Bahn, Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs in Innenstädten und auf dem Land, Carsharing, Ausbau von Schnellstraßen für Fahrräder und E-Bikes – es gibt viele Ansätze. Interessant, was ein kleines Auto an Diskussionen und Statements auslösen kann. Deshalb keine Prognose, nur so viel: Wo die Reise letztendlich hingeht, ist von vielen Faktoren abhängig und somit noch völlig offen. Aber wir sind dabei, die Entwicklungen zu beobachten und in diese auch selbst einzugreifen.

    Peter Wagner
    Öffentlichkeitsarbeit

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